Der Commerzialbank Mattersburg im Burgenland wurde von der Aufsichtsbehörde letzte Woche die Geschäftstätigkeit untersagt, da sich etwa die Hälfte des Eigenkapitals der Bank als erfunden herausgestellt hat. Die Bank steht jetzt unter der Kontrolle eines Regierungskommissärs. Inhaber kleiner Konten werden von der Einlagensicherung schadlos gehalten, aber manche Firmen und Gemeinden müssen mit hohen Verlusten rechnen. Mit der Abwicklung der Bank ist zu rechnen. Im Dezember 2020 beginnen erste Versteigerungen von Inventar wie Computer, Schreibtische, Büromöbel und Tresore auf Aurena.at.
Die derzeitige Lage
Betroffen ist eine regionale Privatbank, die im Besitz einer Kreditgenossenschaft steht. Die Führung der Bank hat während des letzten Jahrzehnts die Bilanzen gefälscht. Nach diesen hätte die Bank bei mehreren anderen Banken Guthaben besessen, was jedoch nicht den Tatsachen entspricht. Als Grundlage für diese Fehleinschätzungen dienten gefälschte Belege über diese Guthaben. Aufgeflogen ist der Betrug bei einer Vor-Ort-Prüfung durch die Finanzmarktaufsicht FMA und die Österreichische Nationalbank. In dieser Woche wird von der FMA ein Insolvenzantrag eingebracht werden, der Vorstandsvorsitzende Martin Pucher und mit ihm der gesamte Vorstand sind bereits zurückgetreten.
Ursachen und Unterlassungen
In der Kritik steht nicht nur das Versagen der internen Kontrollsysteme und des Aufsichtsrats, sondern insbesondere auch der Wirtschaftsprüfer von der Kanzlei TPA, die die Bilanzen der Commerzialbank testiert hatte. Das Vorhandensein der fraglichen Interbankguthaben hätte von der TPA selbst überprüft werden müssen. Stattdessen hatte sich die TPA auf von der geprüften Bank vorgelegte, gefälschte Saldenbestätigungen verlassen.
Verdachtsmomente
Die Bilanz selbst hätte auch ohne diese Fälschungen zu weiteren Fragen Anlass geben müssen. Zum einen war nicht klar, woher die angeblich bei anderen Banken veranlagten Gelder überhaupt hätten kommen sollen. Außerdem war der für diese Interbankguthaben verrechnete Zinssatz unrealistisch hoch.
Folgen für Privatkunden, Firmen und Gebietskörperschaften
Seit der Schließung der Bank sind Abhebungen und Überweisungen nicht mehr möglich. Bis zu einer Grenze von 100.000 Euro greift für Privatkunden die Einlagensicherung, die auf ein Konto bei einer anderen Bank innerhalb einiger Tage ausgezahlt werden wird. Wesentlich schlechter sind Firmenkunden gestellt, für die in einigen Fällen ein zweistelliger Millionenbetrag verloren sein dürfte. Dasselbe gilt auch für einige Gemeinden. Zu diesen gehören etwa Hirm und Schwarzenbach in der buckligen Welt, die große Teile ihres Budgets bei der Commerzialbank Mattersburg gehalten haben.
Zurzeit kommt das Inventar der Filiale Zemendorf und Loipersbach unter dem Hammer.