Das Projekt Amabrush sollte die Lösung für Morgenmuffel und eine Revolution der Zahnhygiene bedeuten. Zähneputzen in nur 10 Sekunden – Das Versprechen des Start-up verschaffte in der Gründerphase einen enormen Zulauf und die erforderliche Startsumme wurde mehr als erfüllt: Das Ziel von 50.000 Euro wurde mit 3.198.516 EUR weit übertroffen. Fernsehauftritte wie bei „Das Ding des Jahres“ und viel Mund-zu-Mund Propaganda brachten Amabrush eine Ausgangsposition, die sich viele andere nur wünschen können. Leider platzten die Träume der Highspeed Zahnhygiene an schlecht gemachten Hausaufgaben und einem Wachstum, bei dem die Fertigung nicht mithalten konnte.
Qualitätsprobleme und Lieferengpässe
Schon als die ersten kritischen Stimmen von Testern auftauchten, die der Amabrush eine ungründliche Reinigung vorwarfen, durfte man das Unternehmen skeptischer Beäugen. Videos, in denen Testflüssigkeit kaum von Zähnen entfernt und die Technik hinter der Amabrush als hochwertiger Müll klassifiziert wurde, leiteten das Ende des Unternehmens ein. Amabrush wehrte die Vorwürfe zunächst ab: Die Zahnbürste funktioniere, es handle sich lediglich um Anwendungsfehler und ein gutes Video-Tutorial zur richtigen Benutzung würde die Probleme einzelner Anwender schnell beseitigen. Doch folgten weitere Komplikationen: Auch dank der riesigen Marketingblase scheiterte das Unternehmen aufgrund zu vieler Bestellungen. Die wartende Kundschaft wurde ärgerlich und durch die auftretenden kritischen Stimmen zur Qualität dazu motiviert, einfach zu stornieren.
Abspringende Investoren und das Ende
Aufgrund des riesigen Potentials und der Bekanntheit waren einige Investoren auch noch interessiert, als es darum ging, den Qualitätsproblemen wirklich Herr zu werden. Nachdem die Staatsanwaltschaft allerdings anfing, aufgrund des Verdachtes einer strafbaren Handlung gegen das Unternehmen zu ermitteln, sprangen auch die letzten großen Geldgeber ab. Den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft ging eine Anzeige des Konsumentenschützers Peter Kolba voraus. Das Unternehmen hat nun 4,5 Millionen Euro Schulden und eine halbe Millionen Euro vermögen, was keine andere Möglichkeit ließ, als Insolvenz anzumelden. Kunden, die eine Bestellung stornieren und das Geld zurückverlangen wollen, müssten dies nun im Insolvenzverfahren anmelden. Das Unternehmen selbst wolle nicht aufgeben und nach einer Renovierung und Wechsel in der Produktion wieder zurück auf die Beine kommen. Ob es sich um vorsätzliche Misswirtschaft und die Täuschung von Kunden handelt, muss nun die Staatsanwaltschaft entscheiden.
Highspeed kommt vor dem Fall – Die Amabrush Insolvenz
Tägliche Notwendigkeiten beschleunigen und das Leben vereinfachen – Der Mehrwert der vollautomatischen Zahnbürste war wohl zu schön um wahr zu sein. Einfach zubeißen, anschalten und in zehn Sekunden strahlend weiße Zähne. Doch gutes Marketing mit ein paar schönen Gesichtern und strahlendem Lächeln genügt nicht, um langfristig erfolgreich zu sein.